Geschichte Gratkorns

Der Verkehrsweg „HauptstraBe" beeinfluBte auch das Vereins- leben. Berta Maier's Gasthaus in Gratkorn fungierte auch als Verbandslokal des „Alpenlandischen F3adfahrer- bundes" und des Motorsport- clubs „Union". Eine Bezinzapfsaule befand sich vor dem Gasthaus. Auf der Pucksei- te der aus den 40er-Jahren stam- menden Ansichtskarte werden die gute Wiener Ktlche, die Backhuhnstation, naturbelasse- ne Weine rind das F]eininghaus- Fa8bier gepriesen. Vor dem Gasthaus befand sich auch eine Autobushaltestelle. (Sammlung J. Kopsche) 16 I. F}amsauer.1870, S. 24 171. F}amsauer,1868, S. 213; C. J. Brandtner,1980, S.1f. 18 LA, Kartensammlung. 19 Vg!. dazu K. S. Bader,1973, S. 190ff . 20 FK, KG Kirchenviertel Nr. 163 / 890, Protokoll der Bauparze!len und F}iedkarte, (LA). 21 P Cede,1984, S 231. Der Zustand dieser StraBe, wie auchjenerderGemeindestraBen, lieB vorerst zu wtinschen tibrig. Eine zeitgen6ssische Quelle be- richtet von immer noch tiblichen Robotverpflichtungen der Gemeindebtirger, doch erfolgten diese Arbeitsleistungen so un- gleichformig und mangelhaft, „daB die beabsichtigte Verbesse- rung der Fahrbahn, insbesonde- re ein geregeltes StraBenprofil auBerst selten erzielt wird. Auch die Nichtbeachtung der Witterungs - Verhaltnisse bei der Schottereinbettung wirkt mach- teilig, zumal wahrend einer trok- kenen Witterung oder Frostzeit durchaus kein Schotter auf die Fahrbahn gebracht werden soil. [...] Was tibrigens das Abziehen und Wegbringen des StraBenkothes anbelangt, so ist solches auch fernerhin von der Gemeinde zu besorgen, und da- bei an den Grundsatz strenge festzuhalten, daB kein Schotter vor vollstandiger Abraumung des StraBenkothes auf die Fahr- bahn gebracht werde."16 Auch GemeindestraBen hatte die Gemeinde St. Stefan wahrend des 19. Jahrhunderts nicht viele aufzuweisen. Lediglich die Grat- weinerstraBe zog sich auf einer Lange von 432 Klaftem (819,28 in) und in einer Breite von drei Klaftern (5,69 in) von der Murbrticke bis zur WienerstraBe. Die Brticke tiber die Mur war vom Fischerwirt errichtet wor- den und als Datum der Er6ffnung laJ3t sich der 12. Mai 1845 ange- ben. Die Brfucke erregte bei ih- ren Bentitzern nicht selten Un- mut, denn der Fischerwirt ver- 1angte fur den Ubergang eine Maut.17 Eine Ubergangs- m691ichkeit bestand an dieser Stelle jedoch mit Sicherheit schon frtiher wie es die Josefinische Landesaufnahme (bzw. Kriegskarte)18 beweist. Wenn auch heute die meisten Wege von der Marktgemeinde- verwaltung erhalten werden, so oblag die Erhaltung der - zahl- reichen kleineren Karren- und Saumwege seit altersher der je- weiligen Dorfgenossenschaft. „Weg und Steg muB die Gemein- de halten", besagt ein altes Rechtssprichwort und so war es auch lange Zeit in Gratkom, be- sonders im Bereich FreBnitz / Forst / Friesach. Der Dorf- genosse hatte am Weg ein Nut- zungsrecht, das wirtschaftlich bedingt war, er war aber auch vexpflichtet, den Weg zu erhal- ten.19 Mehr dartiber wtirde den Rahmen dieser Arbeit sprengen. Der EinfluB der Verkehrswege, besonders der ReichsstraBe, auf die wirtschaftsgeschichtliche Entwicklung Gratkoms, wurde mehrmals angeschnitten. So ver- wundert es nicht, daB bereits in den zwanziger Jahren des 19. Jahrhunderts mehrere Handwer- ker hier ihre bescheidenen Ge- werbe betrieben. Der Franziszeische Kataster weist in der KG Kirchenviertel in unmit- telbarer Nahe der WienerstraBe zwei Mtiller, einen Schuster und einen Schmied, zwei Wirte, zwei Wegmacher und einen Fthmann aus.20 Bereits urn 1820 also „he- ben sich die an der ReichsstraBe angesiedelten Funktionen bereits deutlich von jenen der Kirchen- siedlung St. Stefan [...] ab, wo- bei das Vorhandensein zweier Gastwirtschaften und einer Schmiede einen Hinweis auf die Verkehrsgebundenheit der spate- ren Industriesiedlung Gratkorn darste||t."21 Das starke Verkehrsaufkommen auf der WienerstraBe und die damit zusammenhangenden Pro- bleme mit der Industriesiedlung bedingten den Bau der UmfahrungsstraBe Gratkorn mit einer Lange von etwa acht Kilo- metern. Die Er6ffnung erfolgte im Jahre 1966. 1983 wurde der Teilabschnitt Friesach - Raach der Phyrnautobahn, mit einer Streckenlange von 8,1 kin inner- halb des Gemeindegebietes, dem Verkehr tibergeben. Einen weiteren tie fen Einschnitt in das wirtschaftliche Leben der Gemeinde erfolgte durch die Errichtung der Bahnlinie Wien -

RkJQdWJsaXNoZXIy NjM5MzE=