Geschichte Gratkorns
Uber die PeichsstraBe zogen einst auch viele Zigeuner, die unter dem Hausberg lagerten und so der Zigeunerh6hle ihren Namen gaben. Umherziehende weissagende Zigeunerin auf ei- nem Kupferstich des 17. Jahr- hunderts. (F. Irsigler -A. Lasotta, Bettler und Gaukler - Dirnen und Henker. [...] Munchen 1984. Abb. 39) A§pEKEFE SERE w[ffiEF§eELAFEFs®EseELleELEFE Die WienerstraBe, die alte ReichsstraBe, zahlt zu den „Le- bensadem" Gratkoms. Ftir Han- del und Wirtschaft ist sie der wichtigste kommunale und re- gionale Verkehrsweg, bedeuten- der als die Judendorfer StraBe / AustraBe westlich der Mur. Auf die interessante Entwicklung dieser Verkehrswege und die wirtschaftsgeschichtlich beding- tiber den Kehlberg und das Gra- zer Feld, vermutlich tiber Thalerhof und Feldkirchen, mach Gratwein und Bruck. An dieser Trasse lagen Poststationen, von denen eine bei Gratwein vermu- tet wurde.1 Beim Kugelstein / Adriach ist der StraBenverlauf im Gelande noch gut erkennbar, in der Umgebung der StraBe exi- stieren zahlreiche Fundstellen ten Verlagerungen und Auswir- kungen m6chte ich hier naher eingehen, zumal gerade die Rol- 1e der Verkehrswege in Kommunalgeschichten oft unter- schatzt wird. Im Zuge der Romanisierung Norikums wahrend der ersten nachchristlichen Jahrhunderte wurde auch im Murtal eine plan- maBige StraBentrasse angelegt. Dieser r6mische Verkehrsweg fuhrte von Flavia Solva (Wagna bei Leibnitz) westlich der Mur aus der R6merzeit: Siedlung und Heiligtum am Kugelstein, r6mer- zeitliche Brticke beim Austritt des E - Werkskanals aus den Berg, zwei Meilensteine am FUB des Kugelsteines in Deutsch- feistritz, r6merzeitliche Villa in Kleinsttibing, r6merzeitliche Grabinschriften in Deutschfeist- ritz, Prenning, GroB- und Kleinsttibing, Rein, Gratwein und Judendorf.2 Von dieser r6mi- schen StaatsstraBe ftihrte ein Fahr- oder Saumweg durch das Statteggertal auf den Lebersattel und mach Semriach, ein weiterer Saumweg ftihrte tiber den Z6senberg, Hohenberg, Ernfels und den Sch6cklkreuzsattel in das Becken von Passail. Die Lage von Furten tiber die Mur ist nicht bekannt, jedoch ist es of- fensichtlich, daB das Gratkorner / Gratweiner Becken gut in ein organisiertes Verkehrssystem eingebunden war. Die frfuhmittelalterliche StraBen- fuhrung hielt sich an die r6mer- zeitliche Trassenfuhrung. Im 12. und 13. Jahrhundert entwic`kelte sich Graz zu einem bedeutenden Handelsplatz, was auch zu einer steigenden Auslastung der MurtalstraBe fuhrte. Im Grunde lag die Stadt Graz abseits vom alten Verkehrsweg, der sich stets am rechten Murufer hielt. Als die letztenBabenbergerderStadtdas Niederlagsrecht (Stapelrecht) verliehen, -es wurde 1281 von K6nig Rudolf I. bestatigt -, muJ3- ten die Kaufleute, die aus Nord und Stid in Graz eintrafen, ihre Waren im Zentrum der Stadt, das 6stlich der Mur, am FUB des SchloBberges lag, anbieten. Dies hatte zur Folge, daft der alte Nord /Stid-Verkehrsw€gbeiGrazdie Mur tiberqueren muBte und erst bei Frohnleiten wieder auf das westliche Murufer wechselte.3 Spatestens seit der zweiten Half- te des 13. Jahrhunderts bltihte dieser neue Verkehrsweg am 6st- 1ichen Murufer durch den Han- del auf. Dort, wo die StraBe die Mur wie- der tiberquerte, wurde zum Schutz dieses Uberganges der Markt Frohnleiten zwischen 1276 und 1282 gegrtindet.4 Ebenso nachhaltig wirkte sich die Verlagerung dieses wichtigen Handelsweges auf das Gratkom- er Becken aus. Es kann wohl
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