Geschichte Gratkorns

Auswahl von endpalaolithischen Stein- geraten, gefunden in der Zigeunerh6hle. Landesmuseum Joanneum, Abt. f. Vor- und Frtlhgeschichte (SchloB Eggen- berg). (Foto E. Kolle) gende Bereich durch Steinbruch- arbeiten in Mitleidenschaft gezo- gen werden.7 Auf die ersten Fun- de, Skelettreste, waren Arbeiter bereits am 8. Mai 1923 gestoBen. Es ist anzunehmen, daB es sich Hofrat Wilhe!m Hartmann, Vizeprasident des Verwal- tungsrates der Leykam-Josefsthal AG. Ihm ist es zu verdanken, daB die Papierfabrik in wirtschaftlich schwierigen Zeiten (1923) archaologische Ausgrabun- gen in der Zigeunerh6hle mit mehr als 4.000.000 6ster- reichischen Kronen untersttltzte. (Leykam 1925) bereits dabei urn archaologisch interessante Funde handelte, je- doch ist lediglich folgende No- tiz in der Gendarmeriechronik tiberliefert: "Am 8. 5. 1923 wur- de bei den anlaBlich des Baues der SchleuBe des Elektrizitats- werkes der Papierfabrik in Grat- korn, nachst dem sogenannten Zigeunerloch menschliche Ge- beine aufgefunden."8 - Die Gendarmeriebeamten zogen kei- men Gerichtsmediziner oder An- thropologen zu Rate sondem ver- muteten sogleich, "daB das Ske- lett von dem seit dem Jahre 1906 vermiBten Fabriksarbeiter Alois Grossegger stammt [...]."9 Zwei schon langst des Mordes Ver- dachtige wurden ver- haftet, muBten aber mangels an Beweisen freigelassen werden. Das Skelett wurde nie- mals wissenschaftlich untersucht, sein Auftau- chen scheint zumindest im Zusammenhang mit einem Jahrzehnte vor- her ganz in der Nahe getatigten Fund von ge- wissem Interesse (Pro- testantischer Friedhof oder Pestgraber).10 Der Landesarchaloge Walter Schmid begann sichnunjedenfallsvoll- ends fur die Zigeuner- h6hle zu interessieren. Die Papierfabrik Ley- kam, Eigenthmerin der H6hle, erteilte im glei- chen Jahr nicht nur die Grabungsbewilligung, sic stellte auch in wirt- schaftlich bedrangter Zeit Prof. Schmid die bedeutende Summe von mehr als 4.000.000 6sterrei- chischen Kronen fur die Grabung zur Verfugung. Dies war in er- ster Linie H. Koch, dem fur ar- chaologische Belange aufge- schlossenen damaligen Direktor derPapierfabrik,undHofratWil- helm Hartmann, Vizeprasident des Verwaltungsrates der Leykam - Josefsthal AG, zu ver- danken. Weitere Geldmittel stell- ten Grazer Banken bereit.11 Hatte Wilfried Teppner bei sei- ner Versuchsgrabung ( 1917) be- reits drei Kulturschichten festge- stellt, so bestimmte Schmid die Stratigraphie detaillierter. 12 Die Gratkorn / Zigeunerh6hle: Kleingerate (Klingen, Klingen- schaber und Fiundschaber) aus der spaten Steinzeit. (W. Modrijan,1955) Betrachtung solcher Straten (Schichten) erm691icht es dem Prahistoriker, weitreichende Schltisse aus der Abfolge der Schichten, zu ziehen. Die unter- ste Schichte ist naturgemaB die alteste, in diesem Falle also die endpalaolithische. Univ.-Prof. Dr. Walter Schmid hat seine Grabungen in der Zigeunerh6hle und Emmalucke nie publiziert.13 Die von Richard Pittioni im Jahre 1955 vorge- nommene Fundauswertung er- brachte den Beweis fur die Son- derstellung des Gratkomer Fund- materials im mitteleuropaischen Raum.14 Ein GroBteil des Fund- gutes besteht aus Steinwerk- zeugen, die hauptsachlich aus 10 Am 25. und 26. Marz 1872 wurden in der Gemeinde St. Stefan am Gratkorn, KG K!rchenviertel (heute Marktgemeinde Gratkorn) Graber entdeckt. In etwa 0,9 in Tiefe kamen in West - Ost - Ori- entierung ftlnf Skelette m!t Be!- gaben aus dem 16. bis i 8. Jahr- hundert zutage, naml!ch "i k!ei- nes Medaillon mit Glasscheiben, dazwlschen ein Pap[erstreifen m!t dem Johanms-Evange!ium bedruckt, mehre[re] b!aue G!as- perlen, alles mit Menschen- gerippen und Nageln gefunden nachst der gratwe!ner [!] Papier- fabrik, Geschenk der Directon van Leykam-Josephsthal," (J. J. 1872,1873, S 29.) Meine Loka- Iisatlon des Funclortes: vulgo Bergschuster, auch Lueggschuster genannt, (Bauparz. Nr. 68), der genau an den a!ten Werkskana! grenzt. (vgl. FK 163 {LA)) 11 W` Modnjan,1969, S,102`

RkJQdWJsaXNoZXIy NjM5MzE=